Die Geschichte unserer Kirche in Türkenfeld
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Türkenfeld eine neue Heimat. Doch sie waren zunächst nicht überall willkommen – insbesondere die evangelischen Christen wurden mit Misstrauen betrachtet. Trotzdem begannen sie bald, ihren Glauben gemeinsam zu leben. Der erste Gottesdienst fand kurz nach Kriegsende im Wohnzimmer der Familie Müller statt. Später traf sich die Gemeinde im alten und dann im neuen Schulhaus – beide Räume waren jedoch bald zu klein.
Viele Jahre lang wurde fleißig gesammelt, bis schließlich ein Grundstück erworben werden konnte. Der Bau einer eigenen Kirche wurde jedoch zunächst von der Landeskirche abgelehnt, da durch das Projekt der Gnadenkirche die Finanzen stark belastet waren. Von Grafrath kam sogar der Vorschlag, das Grundstück zugunsten der Michaelkirche zu verkaufen. Doch der Bauunternehmer Herr Schöpp aus Zankenhausen setzte sich erfolgreich beim Landratsamt für die Baugenehmigung ein. So konnte die Kirche am 23. Januar 1972 feierlich eingeweiht werden – zunächst noch mit bescheidener Ausstattung. 1982 wurde sie durch einen Jugendraum erweitert, der allein durch Spenden finanziert wurde. Die Leitung lag damals bei Bodo Schmidt.
Auch die Inneneinrichtung unserer Kirche ist ein echtes Gemeinschaftswerk. Der Altar war anfangs ein schlichter Holztisch, die Stühle stammten aus einer Kinoauflösung. Wandbehänge, Paramente und Vorhänge wurden von Türkenfelder Frauen gefertigt. Frau Reese besorgte Altar, Taufstein und Ambo aus einer Kirchenrenovierung, während Frau Walter und der ökumenische Sozialkreis neue, helle Stühle organisierten. Das große Kreuz stammt von Herrn Dengler, das Holzbild am Altar von Herrn Löffler, der es 1998 im Zusammenhang mit dem Fries der Michaelkirche schuf. Frau Öxler sorgte für den neuen Parkettboden und Fliesen im Eingangsbereich – ihr Vater half dabei tatkräftig mit. Auch die aktuellen Lampen, Ablageschränke und neuen Vorhänge, genäht von Frau Illner, verdanken wir dieser Initiative. Wandbilder zu den Jahreszeiten von Frau Brennich sowie Osterkerzen und Blumenschmuck von Frau Nassl vervollständigen das liebevolle Bild.
Die Pflege und technische Instandhaltung erfolgten stets – soweit möglich – in Eigenleistung: Rasenmähen, Hecken- und Baumschnitt, Streichen des Gebäudes, Pflege und Erneuerung der Holzverkleidung sowie Wartung der Heizung. Viele packten mit an – unter anderem Herr Schneider, Herr Dengler, Herr Hainbuch, Herr Schlögl, als Hausmeisterin Frau Schauer, ich selbst und viele andere.
Regelmäßig fanden alle zwei Wochen Gottesdienste statt. Immer wieder gab es Taufen und gelegentlich auch Hochzeiten. Zu Weihnachten wurde ein Krippenspiel aufgeführt, und am Neujahrstag lud das beliebte Katerfrühstück zum geselligen Jahresbeginn ein. Viele Sommerfeste, wie das legendäre Fest 2002 mit Public Viewing des Fußball-WM-Endspiels, stärkten die Gemeinschaft. Bodo Schmidt eröffnete damals das Bierfass – und es kamen nicht nur Evangelische.
Die ökumenischen Kontakte begannen mit Pfarrer Schäfer vom Soldaten- und Kriegerverein und wurden später unter Pfarrer Kapfer besonders intensiv. Über 25 Jahre hinweg prägte er die Friedenskirche mit. Jährlich fanden der Gebetstag der Frauen und ökumenische Gottesdienste zur Einheit statt.
Auch außerhalb kirchlicher Anlässe war die Kirche ein lebendiger Ort: Musikgruppen, Nachbarschaftshilfe, Gymnastik- und Kindertheatergruppen nutzten die Räume. Mit dem Bau des katholischen Pfarrheims und des Linsemannsaals nahm diese außerkirchliche Nutzung allerdings etwas ab.
So war unsere Kirche für viele Menschen in Türkenfeld ein Stück Heimat. Ihre Schließung hinterlässt deshalb einen bitteren Nachgeschmack – wurde sie doch einst „von Türkenfeldern für Türkenfelder“ gebaut, und nun „von oben“ geschlossen.
(Informationen dankenswerterweise von P.Böser zur Verfügung gestellt)
Der Abschied von der Friedenskirche 2025
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde und Wegbegleiter,
nach vielen Jahrzehnten lebendigen Glaubens- und Gemeindelebens ist die Entscheidung gefallen, dass die Friedenskirche Türkenfeld leider aufgegeben werden muss. Am Ende sind es die finanzielle Zukunft unserer Kirchengemeinde und der stetige Rückgang an Gemeindegliedern, die uns zu diesem Schritt gezwungen haben. Dieser Entschluss ist uns nicht leichtgefallen und wurde gewissenhaft diskutiert. Die Kirche wurde schließlich von Türkenfeldern selbst erbaut, über Jahre gepflegt, mit Leben erfüllt und zur geistigen Heimat vieler Türkenfelder.
Der Abschied von unserer Friedenskirche bedeutet aber nicht, dass es nun kein geistliches Leben mehr in Türkenfeld geben wird, wenn auch neue Wege gegangen werden. Dankbar sind wir dabei um die offenen Arme unserer katholischen Geschwister, wie auch die Zusage der Unterstützung durch die politische Gemeinde.
Die Wurzeln unserer Kirche reichen zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als evangelische Flüchtlinge aus Siebenbürgen, dem Sudetenland, dem Egerland und Schlesien nach Türkenfeld kamen. Unter schwierigen Umständen fanden sie auf der „anderen Seite“ der Bahnlinie eine neue Heimat. In den 1960er Jahren entstand aus ihrer Mitte der Wunsch nach einem eigenen Raum für Gottesdienste und Begegnungen. Mit großem Engagement, finanziert aus eigenen Mitteln und mit tatkräftiger Hilfe vieler Hände wurde schließlich 1972 das Gemeindezentrum eingeweiht und in den folgenden Jahren erweitert. 2012 erhielt die Kirche ihren Namen Friedenskirche – als sichtbares Zeichen dafür, dass Trennendes überwunden und ein ökumenisches Miteinander gewachsen war.
Zum Abschied laden wir herzlich ein zu einem Festwochenende vom 17. bis 19. Oktober 2025, um gemeinsam an das reiche Leben rund um die Friedenskirche zu erinnern und diese Zeit würdig zu beschließen.
Wir laden Sie herzlich ein, an diesen Tagen mit uns dankbar zurückzuschauen, sich an die schönen und wertvollen Zeiten zu erinnern und erinnern zu lassen und Abschied zu nehmen.
Mit herzlichen Grüßen
Pfarrerin Patricia Röhm
